Klein-Sägewerk wird im Museumsdorf aufgebaut

 

 

 

Jörg Schultz, Axel Engelmann und Hans-Heinrich Jape demonstrieren in dem neuen Holzhaus im Museumsdorf, wie ein Sägeblatt in das Horizontal-Sägegatter vom Typ „Roland“ eingespannt wird; damit werden Bohlen und Bretter geschnitten. Foto Lohmann

 

Von Sabine Lohmann

 

 

 

 

HORNEBURG. Ein Eingatter-Sägewerk aus Himmelpforten wird auf dem Museumsgelände des Vereins „Bäuerliches Hauswesen Bliedersdorf“ wiederaufgebaut. Im Frühjahr 2019 wollen die Vereins-Tüftler es zum Laufen bringen. Ihre Arbeit ist schon weit fortgeschritten.

 

Stolz präsentieren der Vereinsvorsitzende Rainer Kröger und seine ehrenamtlichen Helfer den Neuzugang im Museumsdorf. Das Trio, das das Sägewerk in seiner Freizeit zusammenbaut, besteht aus Axel Engelmann (48), Maschinenbautechniker aus Harsefeld, Museumsschmied Jörg Schultz (51), Chemikant aus Bliedersdorf, und Hans-Heinrich Jape (45), Ingenieur aus Horneburg. Beim Säubern, Schweißen und Zusammenfügen der Maschinenteile arbeiten sie Hand in Hand. Interessant finden sie das Alter. Das Sägewerk, 1914 gebaut, ist mehr als 100 Jahre alt. Bis in die 80er Jahre sei damit noch gearbeitet worden.

 

Das Firmenschild Georg Oellrich wird in der Sägerei aufgehängt.

 

Bei dem Klein-Sägewerk, ein Horizontal-Sägegatter vom Typ „Roland“, handelt es sich laut Kröger um eine Anlage der Maschinenfabrik für Säge- und Holzbearbeitungsmaschinen, Gebrüder Wehrhahn aus Delmenhorst. Das Eingatter-Horizontalsägewerk wurde 1926 von Heinrich Jark gebraucht gekauft und in seiner Zimmerei und Bautischlerei in Himmelpforten aufgebaut. Unter dem Namen Oellrich wurde das Eingatter-Sägewerk von seinem Schwiegersohn, dem Zimmermann Georg Oellrich, weitergeführt. 1985 wurde die Zimmerei, in der vorwiegend Dachstühle gebaut und Fenster gefertigt wurden, aufgegeben. Im August 2010 überließen die Töchter von Georg Oellrich, Heike Hahn und Wilma Paulsen, das komplette Kleinsägewerk dem Hauswesenverein.

 

Eine Zeichnung des Horizontal-Sägegatters „Roland“.

 

Vor acht Jahren zerlegten Mitglieder des Vereins das freistehende Hochleistungs-Horizontalgatter auf dem Hof der Familie Paulsen in Himmelpforten. Das zwei bis drei Tonnen schwere eiserne Klein-Sägewerk wurde dokumentiert, auseinandergebaut, mit Lastwagen abtransportiert und in einer Scheune in Daudieck in Horneburg eingelagert.

 

2016 begannen die Vorarbeiten für den Wiederaufbau im Museumsdorf. Federführend war Vereinsmitglied Ewald Ulrich aus Horneburg. Der Architekt im Ruhestand war beim Abbau dabei und hat die Zeichnungen angefertigt, nach denen die Fundamente ausgelegt wurden. Die für die Baugenehmigung eingereichte Bauzeichnung stammt vom Horneburger Architekten und zweiten Vereinsvorsitzender Jens Wilke.

 

Für das Sägewerk musste zunächst ein Haus gebaut werden, ein für Sägewerke typisches Holzhaus mit Türen an zwei Seiten. FSJ-ler von der mobilen Einsatztruppe der Stader Jugendbauhütte sortierten, säuberten und platzierten Findlingssteine. Für den Bau der Wände wurde neues Holz verwendet, das Dach besteht allerdings aus alten Dachpfannen. Eine schwere Fundamentplatte für das Sägewerk wurde aus Spezialbeton gegossen. Am 2. September 2016 feierte der Verein Richtfest.

 

Vor allem im letzten halben Jahr haben sich die drei Freizeit-Tüftler regelmäßig getroffen, um den Wiederaufbau voranzubringen. Die rund 150 Einzelteile, aus denen die Sägerei besteht, mussten gesäubert, zum Teil repariert und geschweißt, und dann wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Der Aufbau erwies sich als schwierig, die Konstruktion hätte beim Abbau besser dokumentiert werden müssen, wissen sie heute.

 

Das Sägewerk ist ein über Transmission durch Riemen angetriebenes Horizontalgatter von 900 Millimeter Stammdurchgang zwischen den Führungen. Mit verstellbarem Vorschub während des Arbeitsganges und schnellem Rücklauf des Wagens während des Stillstandes kann das Gatter bedient werden. Das Sägegatter wird mittels einer Transmissionswelle über Riemen durch Riemenscheiben angetrieben. Das Sägewerk wurde früher durch einen E-Motor angetrieben, nun übernimmt ein Zwei-Zylinder-Deutz-Dieselmotor die Aufgabe. Der Motor mit 22 PS stammt vom Stader Technikmuseum, aus einem Notstromaggregat. Der Motor in Wehrmachtsgrau ist von 1942 und stand einst in der Stader Kaserne. Der Gatterwagen lässt eine Schnittlänge von acht Metern zu, die Gleisanlage ist 16 Meter lang.

 

Die originalen Gewebe-Riemen aus Himmelpforten werden zunächst eingesetzt. Lieber wären den Museumstüftlern Jörg Schultz, Axel Engelmann und Hans-Heinrich Jape aber alte Lederriemen. Foto Lohmann

 

Anfang des Jahres werden sich die drei Tüftler um die Schienenverbindung kümmern. Wenn das Wetter mitspielt, werden die Eisenstränge für den lorenähnlichen Vorschubschlitten gelegt, mit dem die Baumstämme mit Hilfe einer Zahnstange in Schrittgeschwindigkeit zu und durch die Sägeblätter geschoben werden. Der Dieselmotor muss noch mit dem Fundament verbunden werden, dann sind die Treibriemen dran. Die originalen Gewebe-Riemen aus Himmelpforten werden zunächst eingesetzt. Lieber wären den Museumstüftlern aber alte Lederriemen, wie sie vor 100 Jahren genutzt wurden. Sieben Meter Länge werde gebraucht, die allerdings könne der Riemen auch aus mehreren kurzen Stücken zusammengefügt werden.

 

Die Saison beginnt traditionell am Sonntag, 14. April, mit dem Pflanzen- und Handwerkermarkt und Backtag. Bis dahin soll das Sägewerk laufen. Dann wollen die Museumstüftler erstmals öffentlich demonstrieren, wie anno dazumal gesägt wurde.