Skip to main content
Erbaut ca. 1850

Backhaus

Die Vorgeschichte des Backhauses

Das Backhaus, welches im Mai 2000 vom Hof Tamcke aus Dollern, Landkreis Stade, transloziert wurde, hat eine faszinierende Geschichte, die bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Aktiv genutzt wurde das Backhaus bis ins Jahr 1950.

In jener Zeit war das Backen von Brot eine zentrale Aufgabe in ländlichen Gemeinden. Die Backhäuser dienten nicht nur als Orte der Zubereitung von Brot, sondern waren auch soziale Treffpunkte, an denen sich Nachbarn trafen und Neuigkeiten austauschten.

Der Backvorgang

Einen Tag vor dem eigentlichen Backen wurde der Backofen vorgeheizt, um zu verhindern, dass das Gewölbe durch plötzliche Hitze Risse bekommt. Am Backtag selbst wurde der Ofen etwa 4 Stunden lang vorgeheizt, wobei das brennende Holz gleichmäßig verteilt und komplett durchglühen gelassen wurde. Nachdem eine Temperatur von ungefähr 230°C erreicht wurde, wurde die Restglut mit einem Werkzeug namens „Kruck“ herausgerakelt und der Innenraum mit einem feuchten Jutesack sauber gewischt. Anschließend wurden bis zu 100 Brotlaibe mit einem Brotschieber in den Ofen geschoben, der dann verschlossen wurde. Nach etwa einer Stunde war das Brot fertig gebacken.

Unser Backhaus wurde in Dollern als Dorfgemeinschafts-Backhaus genutzt. Die Haus- / Bauersfrauen brachten ihren Brotteig in Backmollen zum Backhaus. Jeder Teig wurde individuell mit den Initialen der jeweiligen Familie versehen, indem sie in den Teig geritzt wurden. Nach dem Backvorgang holten die Frauen ihre Brote wieder ab. Die verbleibende Hitze im Ofen wurde genutzt, um Trockenobst herzustellen, und schließlich durften die Kinder im noch warmen Ofen spielen.

Eine neue Chance

Nach dem Ende der regelmäßigen Nutzung wurde das Gebäude am Ursprungsort nicht weiter gepflegt. Der Verein fand das Gebäude dennoch in einem Zustand wieder, der es ermöglichte, viele ursprüngliche Baumaterialien wiederzuverwenden.

Nach der Grundsteinlegung im Sommer 2001, dem Richtfest im Herbst 2001 und der Einweihung im Sommer 2002 waren die Restaurationsarbeiten abgeschlossen. Fehlende Teile sind durch alte Materialien ergänzt worden, die aus bereits entsorgten bäuerlichen Gebäuden abgesammelt wurden. Das mit Tonpfannen versehene Backhaus ist ca. 14,00m lang und 4,80m breit und besteht aus zwei Teilen:

  • einem Arbeitsraum, der aus Fachwerkwänden besteht, die mit Handformziegeln ausgemauert wurden. Im diesem befindet sich auch die Backstube mit Vorraum für das Brotschieben, von dem aus der Steinofen beschickt wird.
  • einem Lehmbackofen, der mit einem Nurdach versehen wurde, um ihn vor den Elementen zu schützen.
Das Backhaus auf dem Vereinsgelände

Der Lehmbackofen

Um den Lehmbackofen zu mauern wurde zunächst aus Findlingen oder Feldsteinen ein Fundament erstellt. Auf diesem wurde mithilfe von Ziegelsteinen und Lehmputz eine ebenerdige Fläche geschaffen.

Auf dieser Fläche wurde aus feuchtem Sand ein großer Haufen geformt. Darauf wurde ein stehender Stein platziert, auf dem wiederum ein liegender Stein platziert wurde. Der Sand wurde mit Ziegelsteinen und Lehmputz umschlossen, um das Gewölbe zu formen. Nach einer Trocknungszeit von 4 Wochen konnte der Sand aus der Backkammer entfernt werden. Auch die Steine wurde entfernt und das entstandene Loch wurde mit Ziegelsteinen und Lehmputz zu einem liegenden Schornstein ausgebaut, welcher im Vorraum des Ofens endet. Von dort kann der Rauch beim Anheizen durch den offenen Abzug abziehen. Nach einer erneuten Trocknungszeit wurde das Gewölbe mit einer dicken Lehmschicht umschlossen. Insgesamt sind die Wände des Lehmofens ca. 40cm dick. Durch diese Masse kann Wärme sehr gut und lange gespeichert werden. Der Lehmofen wird von einem weit überstehenden Dach vor dem Wetter geschützt.

Im Lehmbackofen wird gespaltenes Holz geschichtet und ca. 4 Stunden abgebrannt. Der Rauch fällt aus dem Mund und zieht ab durch den Abzug. Die Holzscheite werden im vorderen Raum angezündet und dann nach hinten geschoben. Holz wird ggfs. nachgelegt und später die Glut über die Backfläche verteilt. Nach Erreichen der Backtemperatur von ca. 230°C wird die Glut entfernt und der Ofenboden mit einem nassem Jutesack ausgewischt. Ca. 100 Brotlaibe werden mit einem Brotschieber geschoben, der Ofenmund geschlossen. Die Strahlungswärme backt in ca. 45 Minuten das Backgut ab. Früher haben die Backöfen keinen speziellen Rauchabzug gehabt und wurden dann auch als Rauchhaus zum Räuchern von Fleisch und Wurstwaren mitbenutzt.

Der Verein backt im Lehmbackofen zu verschiedenen Anlässen Brot, Butterkuchen, Apfelkuchen, Pizza, Flammkuchen und sogar Spanferkel.